Eine Benefizjagd Die Schilderung einer Fuchsjagd mit Adlern zur Beize von unserer Uigi erinnerte mich an einen Jagdtag, der nun über dreißig Jahre zurückliegt. In dem größeren
Dorf Haldern am rechten Niederrhein war ein in Indien tätiger Priester
auf Heimaturlaub. In Indien hatte dieser Ordensmann eine Hilfsstation
für Lepra Kranke aufgebaut, die er in Anlehnung an seinen Heimatort
ebenfalls Haldern genannt hatte. Der Bedarf an mindestens zwei Hundeführern pro Gruppe hatte mir noch revierlosem Jäger die Einladung zu dieser Jagd beschert. Meine damalige braun weiße Kleine Münsterländerin Heike von der Overbecker Buche hatte zu jener Zeit gerade ihre Gesellenprüfung, die Herbstzuchtprüfung bestanden. Es versteht sich, dass ich dem Tag geradezu entgegenfieberte. Um zehn Uhr erscholl auf dem Marktplatz das Jagdsignal „Jägersleute versammelt Euch“. Nachdem dann folgenden Signal „Begrüßung“ wurde die Gruppeneinteilung vorgenommen und die Regularien bekannt gegeben. Dann wurde „Aufbruch zur Jagd“ geblasen und die Gruppen zogen aus in die Reviere im Umland. Ich war einer Gruppe zugeteilt, zu der neben dem Revierinhaber und einigen einheimischen Jägern ein Falkner aus Köln mit einem Habicht und ein weiterer Hundeführer mit einer Deutsch Drahthaar Hündin gehörten. Durch das Revier
führte die Eisenbahnstrecke von Oberhausen nach Arnheim in den
Niederlanden. Die Landschaft erwies sich als für Niederwild gut
geeignet. In Wiesen und Äcker mit und ohne Zwischenfrucht waren
kleine Waldstücke und Hecken eingestreut. Aber auch der
Habicht sollte seine Chance haben. Auf ausdrückliches
Bitten des Falkners wurde die Jagd dann doch fortgesetzt. Er ging den
ganzen Jagdtag mit und ich hatte noch Gelegenheit ihm mein Mitgefühl
zum Verlust seines Waidgesellen auszudrücken. Im Gespräch
sagte er mir dann, dass er selbst nie mit einem Unfall dieser Art gerechnet
hätte. In Köln sei er seit Jahren sehr häufig mit seinem
Beizvogel im Bahnhofsgelände auf der Karnickeljagd. Es sei nie
etwas passiert. Die gewohnte freudige Jagdstimmung kam in unserer Gruppe an dem Tag nicht mehr auf. Anders war es abends auf dem Marktplatz, wo die gesamte Beute des Tages zur Strecke gelegt und verblasen wurde. Mir ist da noch das frohe Gesicht eines anderen Falkners in Erinnerung, der seiner Freude darüber Ausdruck gab, dass sein Adler einen Hasen gebeizt hatte. Das Wild war schnell verkauft. Ich konnte selbst nur einen Hasen erstehen, hätte gern zwei genommen und einen Fasanenhahn dazu. Zur Hubertusmesse war die wirklich geräumige Dorfkirche gefüllt. Um den Altar standen die Bläser in ihren festlichen Uniformen, aber auch Falkner mit ihren Vögeln und Jäger mit ihren angeleinten Hunden. In der Predigt
bedankte sich der Priester im Namen der von ihm in Indien betreuten
Lepra Kranken. An den Tag mit seinen Bildern und Ereignissen muss ich
noch oft denken. |
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