Blattjagd im Hochwald Mit Hochwald ist hier nicht die forstwirtschaftliche Bezeichnung gemeint, sondern der westliche Teil des Hunsrücks, der auf einer Höhe mit dem Soonwald und dem Idarwald liegt, trägt diesen Namen. Große, zusammenhängende, Waldflächen von mehreren tausend Hektar sind bezeichnend für das Gebiet um die Stadt Birkenfeld. Der Autofahrer stößt hier nicht ständig auf neue Ortschaften, die wenigen kleinen Walddörfchen und Weiler liegen abseits der Fernstraße. Hier ist noch Platz für das Rotwild, das ja im Gegensatz zum Rehwild zum Hochwild zählt, wie ja die Wildschweine auch. Und so kann man mit Recht den Hochwald auch als Hochwildgebiet bezeichnen. Natürlich gibt es hier auch Rehe genug. Unter waldbaulichen Aspekten vielleicht sogar mehr als genug. Das Reh hat nämlich kein Interesse daran, in einem Waldgebiet mit großen starken Bäumen zu leben. Es will lieber in einer Buschlandschaft wohnen, denn im Gegensatz zu den hohen Bäumen bieten Büsche ihm Schutz und Nahrung. Deshalb verbeißt es die Terminaltriebe der jungen Bäumchen, die dann eben nicht so schnell in die Höhe, sondern mehr in die Breite wachsen. Das hat die Natur nun einmal so eingerichtet. Für den auf Nutzholz ausgerichteten Waldbau ist das allerdings nicht zuträglich. Zu viele Rehe sind daher für den Waldbauern nicht tolerierbar. Schon einige Tage hatte ich
in dem mir vom freundlichen Forstbeamten zugewiesenen Für den letzten Abend hatte ich mir als Ansitzplatz einen neu erstellten Hochsitz ausgesucht, der, selbst in Buschwerk verborgen, Blick und Schussfeld auf eine frisch gemähte Waldwiese bot. Schon mehr als zwei Stunden hatte ich gesessen, ohne bis auf ein paar Ringeltauben jagdbares Wild gesehen zu haben. Dennoch hatte ich den schon leicht herbstlich anmutenden Sommerabend Abend genossen. Von seltenem Motorengeräusch eines Flugzeuges abgesehen kein Lärm. Waldesstimmung in würziger Luft. Die Dämmerung kam langsam. Sollte ich es nicht auch einmal mit dem Blatter versuchen? Dreimal ließ ich das
langezogene Piiiuuu eins Schmalrehes ertönen. Nach einer Pause
von etwa fünf Minuten versuchte ich es erneut. Nichts tat sich.
Wieder legte ich eine Pause ein, um dann erneut den sehnsuchtsvollen
Ruf dreimal hören zu lassen. Da plötzlich ein Getrappel
hinter mir, als würde ein Fohlen auf der Weide zum Galopp starten.
Ein Rauschen im Gebüsch unmittelbar rechts neben meinem Hochsitz
und ein roter Strich, ein Jährlingsbock mit kaum daumenhohen
Spießchen auf dem Haupt schoss an mir vorbei etwa 20 Meter durch
die Wiese, um dann wieder rechts im Buschwerk zu verschwinden. Zunächst
war ich völlig perplex, aber schnell wurde mir klar, dass diesen
Jährling auf Freiersfüßen wohl ein älterer Bock
des Feldes verwiesen hatte. Jetzt hieß es warten. Würde
der ältere Bock noch auf die Wiese austreten, solange Büchsenlicht
war? Nach einer kurzen Totenwacht griff ich dem Alten in sein stark geperltes Gablergehörn und gab ihm den letzten Bissen. Dankbar war ich, gejagt zu haben. Horüdho! |
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